Die Evangelisch-reformierte Kirche besteht aus dem Zusammenschluss von 138 Kirchengemeinden. Diese sind aufgrund ihrer Geschichte und ihrer regionalen Tradition, ihrer Lage und der regionalen Gegebenheiten ausgesprochen unterschiedlich.
Ausgangslage
Die Mitgliederzahlen bewegen sich von knapp 40 Gemeindegliedern, die eine Kirchengemeinde bilden, bis zu über 11.000 Gemeindegliedern. Kirchen und einzelne Kirchengemeinden sehen sich vermehrt existenziellen Herausforderungen gegenüber. Kirchengemeinden verlieren nicht nur Mitglieder, sie verlieren auch zunehmend an gesellschaftlicher Akzeptanz. Ebenso verliert der Glaube an hergebrachte Gottesbildern zunehmend an Akzeptanz.
Gleichzeitig gibt es in breiten Teilen der Gesellschaft das Bedürfnis nach Seelsorge sowie geistlicher und diakonischer Begleitung.
Nahezu allen Kirchengemeinden ist gleich, dass Sie ein zugehöriges Kirchengebäude haben, das für gottesdienstliche Angebote genutzt wird. Einige Kirchengemeinden haben mehrere Kirchengebäude. Diese Situation führt in vielen Fällen dazu, dass als Wesensmerkmal gemeindlicher Arbeit die Sicherstellung eines Gottesdienstangebotes in hergebrachter Form wahrgenommen wird.
Aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen, fehlendem Personal und weniger werdenden Mitgliedern, ist es zunehmend problematisch, in allen Kirchengemeinden ein wöchentliches Gottesdienstangebot sicherzustellen. Zudem stellt sich die Frage, ob die Konzentration auf Kirchengebäude und traditionelle Verkündigungstätigkeiten in Kirchengebäuden ausreichen, um die Aufgaben, die Kirchengemeinden haben, zu erfüllen.
Erwartungen an gute Gemeindearbeit
Gleichzeitig zeigt sich aus den vorliegenden Erfahrungen und aus wissenschaftlich begleiteten Studien[1], dass Kirchengemeinden eine hohe regionale Bindungswirkung haben können, wenn
- die Außenorientierung und das Anliegen, Fernstehende und Nicht-Kirchenmitglieder zu erreichen, einer Kirchengemeinde deutlich wird,
- es aufsuchende und beziehungsorientierte Gemeindearbeit gibt,
- Personen aus der Gesellschaft im Gemeindeleben integriert sind und diese „ihren Ort“ in der Kirchengemeinde gestalten können,
- Räume angeboten werden, um einen Bezug zur Kirche zu gewinnen,
- Verknüpfungen der Kirchengemeinde zu Religionsunterricht in der Schule besteht,
- Verknüpfungen mit anderen gesellschaftlichen Partnern, z. B. Musikschulen, karitativen Einrichtungen, Pflege etc. hergestellt werden,
- ein Fokus auf Kinder- und Jugendarbeit liegt (auch in vernetzten Formen),
- die Kirchengemeinde auf Themen des Ortes eingeht (politische Verhältnisse etc.),
- ein Schwerpunkt auf Kernkompetenzen pastoralen Handelns und seelsorgliche Begleitung von Menschen in Not liegt,
- Geduld und anhaltende Beziehungspflege mit Fernstehenden und Nicht-Kirchenmitgliedern gepflegt wird.
Herausforderungen
Zur Erledigung ihrer Aufgaben benötigen Kirchengemeinden:
Kompetenz
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Kapazität
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Um ihre Aufgaben in ihrer gesamten Breite angemessen erfüllen zu können, benötigen Kirchengemeinden daher angemessene Organisationsgrößen. Welche Organisationsgröße dies im Einzelnen ist, hängt von der konkreten Situation im Einzelfall ab. Die Tatsache, dass sich eine Gruppe von Menschen um die zugehörige Kirche sorgt, wird aufgrund der Vielfalt von Aufgaben nicht ausreichen, um die Aufgabenerfüllung sicherzustellen.
Wird die Mitgliederentwicklung der vergangenen Jahre (2012 bis 2023) betrachtet, so lässt sich nicht feststellen, dass kleine Kirchengemeinden eine größere Bindungswirkung für Gemeindemitglieder haben, als größere Kirchengemeinden[2]:
Nach allen Erkenntnissen entsteht Bindung durch die inhaltliche Arbeit und durch die Pflege persönlicher Beziehungen. Daher müssen Kirchengemeinden strukturell und finanzielle in der Lage sein, solche Arbeit auch leisten zu können. Finanziell soll dies u.a. durch die neue Zuweisungsordnung sichergestellt werden
Vor diesem Hintergrund bedarf es aber auch neuer Formen und Überlegungen der Zusammenarbeit. Zusammenarbeit bietet eine Vielzahl von Chancen
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