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von Insa Agena

Gottesdienst

Bei einem Gottesdienst kommen Christinnen und Christen zusammen, um zu Gott zu beten, zu feiern, dass es ihn gibt, und das Evangelium zu hören. Der Gottesdienst ist eine Zeit, in der sich Menschen bewusst Zeit für Gott nehmen und seine Gegenwart in besonderer Weise erfahren können. Die meisten christlichen Gemeinden feiern ihre Gottesdienste am Sonntag. Zusätzliche Gottesdienste finden zu besonderen Anlässen statt.

Wie die Kirchengemeinden Gottesdienst feiern, hängt von der Liturgie ab. Als Liturgie wird der Ablauf eines Gottesdienstes bezeichnet. Dazu gehört zum Beispiel auch, wer was wann tut und auf welche traditionellen Elemente zurückgegriffen wird. In den meisten Fällen gibt es aber bestimmte Grundelemente: In nahezu allen Gottesdiensten wird gebetet, es werden Lieder gesungen und es gibt eine Predigt. Dann wird manchmal noch das Abendmahl gefeiert. Außerdem gibt es am Schluss den Segen. Dass es diese Grundelemente gibt, geht bis auf die Anfänge des Christentums zurück. Einige Traditionen kommen sogar aus dem antiken Judentum.

Alle Reformatoren haben die vorhandene Gottesdienstordnungen der römisch-katholischen Kirche verändert. Luther und die lutherische Kirche haben für ihren neu gestalteten Gottesdienst die vorhandene römisch-katholische Messe genommen und sie umgearbeitet. Zwingli, Calvin und die reformierten Kirchen haben hingegen den schon vor der Reformation vorhandenen Prädikantengottesdienst als Vorlage benutzt, der im Süden Deutschlands gebräuchlich war. So entstanden zwei unterschiedliche evangelische Gottesdienstformen, die bis heute nebeneinander stehen.

Häufig hat es Überlegungen gegeben, die Unterschiedlichen Gottesdienstformen anzugleichen; in manchen evangelischen Kirchen in Deutschland haben im 19. Jahrhundert sogar Annäherungen in diesem Sinne stattgefunden, sodass manche lutherischen Elemente in reformierten und manche reformierte Elemente in lutherischen Gottesdiensten übernommen wurden. Aber eigentlich ist das Nebeneinander verschiedener Gottesdienstformen eher als Reichtum denn als Armut zu sehen. Hinzu kommt: Viele Christen bevorzugen gerade diejenige Gottesdienstform, in der sie zu Hause sind und die sie lieb gewonnen haben.

Die Predigt ist der Mittelpunkt des Gottesdienstes; in ihr wir bezeugt, was Gott den Menschen zuspricht und was er von ihnen möchte. Deshalb wird auf sie in reformierten Gottesdiensten die meiste Sorgfalt verwendet. Und um verstehen zu können, was ein biblischer Abschnitt auch heute zu sagen hat, braucht es manchmal eine längere Zeit. Diese ist nach reformierter Auffassung wichtig und nötig, weil die Predigt das Kostbarste ist, was den reformierten Gottesdienst ausmacht. Alle anderen Teile des Gottesdienstes sind auf die Predigt zugeordnet und kommen von ihr her.