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von Insa Agena

Kommunikation bei einem Verdacht auf sexualisierte Gewalt

Interne und externe Kommunikation

Um den durch einen Verdacht bedingten Vertrauensschaden zu begrenzen, ist eine verantwortungsvolle Kommunikation sicherzustellen. Dafür ist ein transparenter Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt notwendig, der gleichzeitig das Persönlichkeitsrecht aller beteiligten Personen achtet.

Schutz des Persönlichkeitsrechts

Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung. Der rechtsstaatliche Grundsatz darf aber nicht dazu führen, dass mitgeteilte Verdachtsmomente in Abrede gestellt werden. Der Schutz betroffener Personen ist unter allen Umständen zu gewährleisten.

Darüber hinaus sind die Auswirkungen im Blick zu behalten, die sich aus einer öffentlichen Kommunikation sowohl für die Angehörigen betroffener als auch beschuldigter Personen ergeben. Es besteht eine unbedingte Verpflichtung, das Persönlichkeitsrecht aller beteiligten Personen zu achten.

Die sich daraus ergebende Forderung nach Verschwiegenheit kann nach Kenntnisnahme eines Verdachtsfalls dazu führen, dass in der Öffentlichkeit ein Informationsvakuum entsteht. Dadurch kann eine schnelle Meinungsbildung, insbesondere in den sozialen Medien, begünstigt werden.

Kommunikationsstrategien

Um Gerüchte einzudämmen, empfiehlt es sich, eine verlässliche Kommunikation sicherzustellen.

Kommunikationsformen

Folgende Gruppen sind in den Blick zu nehmen, wobei darauf zu achten ist, dass der internen Kommunikation vor der externen Kommunikation Vorrang gegeben wird:

  • betroffene Personen und deren persönliches Umfeld,
  • Leitungsorgane,
  • Mitarbeitende,
  • Zielgruppe und deren persönliches Umfeld und
  • (Gemeinde-)Öffentlichkeit.

Im Bewusstsein, dass die bekanntgemachten Informationen zu Retraumatisierungen führen können, sollten für alle beteiligten Ebenen verbindliche Sprachregelungen vereinbart werden. Deren betroffenensensible Formulierung begleitet das Interventionsteam.

Kommunikationsinhalte

Es gilt die Botschaft zu vermitteln „Wir kümmern uns!“. Dafür können folgende Kernaussagen als Anhaltspunkte dienen:

  • Es ist etwas geschehen und wir wissen das.
  • Wir haben sofort die nötigen Schritte eingeleitet.
  • Wir wissen was zu tun ist.
  • Mehr können wir momentan nicht sagen.
  • Wenn wir mehr wissen, informieren wir Sie.

Auch auf Schutzkonzepte, die in der kirchlichen Körperschaft implementiert worden sind, sollte verwiesen werden.

Erklärungen zum mutmaßlichen Tathergang sollten schon deswegen nicht gegeben werden, weil dadurch Täterwissen offengelegt zu werden droht.

Ohne sich dem Vorwurf eines Vertuschungsversuchs auszusetzen, sollte kirchliche Körperschaften mit Hilfe des Interventionsteams dazu anhalten, sich im Interesse aller beteiligten Personen von Hetze, insbesondere in den sozialen Medien, zu enthalten.

Umgang mit den Medien

Auch im Umgang mit den Medien ist darauf zu achten, dass die Rechte aller beteiligten Personen gewahrt werden. Aus dem Grund sind Anfragen an die Presse- und Informationsstelle weiterzugeben. Dadurch wird sichergestellt, dass

  • Auskünfte nur in Abstimmung mit der Strafverfolgungsbehörden gegeben werden.
  • betroffene Personen vor Erscheinen einer Pressemeldung über deren Inhalt in Kenntnis gesetzt werden.

Für den Fall, dass Presse unangekündigt vor Ort erscheint, sollten alle Mitarbeitenden über das gebotene Verhalten informiert werden:

  • Sie sollten nicht auf Anfragen antworten, sondern möglichst freundlich auf die Presse- und Informationsstelle verweisen.
  • Sie können anbieten, für einen Rückruf Kontaktdaten aufzunehmen, wobei sie diese zeitnah an die Presse- und Informationsstelle weitergeben sollten.
  • Sofern Kamerateams unangemeldet in einer Kirchengemeinde bzw. einer Einrichtung erscheinen, können Mitarbeitende von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und sie des Geländes verweisen. Auch in einem solchen Fall empfiehlt es sich, zuvor Rücksprache mit der Presse- und Informationsstelle zu halten.


Presse- und Informationsstelle:

Ulf Preuß, Pressesprecher

Tel.: 0491 9198-212

ulf.preuss@reformiert.de